Viele Fotoanfänger lassen sich oft vom scheinbar hohen Preis eines Makro-Ojektives abschrecken und versuchen sich erst einmal mit billigen Nahlinsen in der Makrofotografie. Mag sein, dass es manche Hobby-Fotografen gibt, denen die Qualität von Nahlinsen ausreicht? Wer aber einmal mit einem Makro-Objektiv im Nahbereich fotografiert hat, wird seine Nahlinsen schnell vergessen.
Wenige Objektivhersteller schreiben auf manche Zoom-Objektive Makro, obwohl diese noch weit vom Makrobereich entfernt sind. Ein optimierter Naheinstellbereich wäre eine korrektere Bezeichnung. Solche Objektive die den Namen nur als mutmassliches Verkaufsargument haben, meine ich hier nicht. Zudem lassen sich bei Zoom-Objektiven die optischen Fehler nicht so weitreichend korrigieren wie bei einer Festbrenntweite.
Ein Makro-Objektiv hat meist eine Festbrennweite zwischen 30 – 200mm und einen Abbildungsmaßstab von 1:2 oder 1:1. Das wird von Fotografen als Makro bezeichnet. Das hat sich so eingebürgert. Makro-Objektive gibt es nur für Kameras wo das Objektiv per Bajonett oder Schraubgewinde wechselbar ist.
Ein Makro-Objektiv kann natürlich auch für andere Motive eingesetzt werden. Ich kenne einige Portraitfotografen die nehmen ein 105er Makro-Objektiv auch gerne mal für Portraitfotos! Viele Portraitfotografen möchten ein weiche zeichnendes Objektiv. Manche gefällt allerdings der härtere Kontrast und Schärfeeindruck eines Makro-Objektives besser. Zum einen hängt das vom Motiv ab. Zum anderen ist es Geschmackssache.
Makro-Objektive werden von den Herstellen zwischen 30 und 200mm Brennweite angeboten. Für welche Brennweite soll man sich da entscheiden? Alle Makro-Objektive werden für den Einsatz im Nahbereich konstruiert. Die Optik ist für diese Anwendung berechnet. Aber auch für die herkömmliche Fotografie kann man Makro-Objektive bedenkenlos einsetzen.
30mm, 40mm, 50mm, 55mm und 60mm Makro-Objektive
Eine Standardbrennweite als Makroobjektiv? Meist haben Makroobjektive mit dieser Brennweite eine Lichtstärke von 2,8.
Die Lichtstärke ist schlechter als bei einem normalen 1,8/50er Objektiv. Dennoch kostet solch ein Makro-Objektiv meist 2-5x soviel wie ein 1,8er. Der konstruktive Aufwand und die Mechanik sind meist aufwändiger. Wenn dann noch ein Ultrasonic-Motor oder Antiverwacklungs-Mechanismus dazu kommt erhöht dies den Preis aber auch die Einsatzmöglichkeiten.
30er und 40er Brennweiten werden meist für Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Systemkameras mit kleinerem Aufnahme-Chip konstruiert. Kleiner als 24x36mm. Da reicht ein geringerer Bildfeldkreis. Auch an die Bildauflösung gibt es meist geringere Anforderungen. Zudem wird das Objektiv dadurch günstiger, kleiner und handlicher.
Bei digitalen Kameras mit Vollformat-Chip (ca. 24x36mm) sind die Ansprüche an das optische Auflösungsvermögen inzwischen sehr hoch. Darauf sind die 50 – 60mm Brennweiten der meisten Hersteller auch ausgelegt. Natürlich kann man diese hochauflösenden Brennweiten auch an Kameras mit kleinerem Aufnahmechip einsetzen.
Ob man ein Original-Objektiv oder ein Fremdfabrikat kauft spielt heute keine große Rolle mehr. Inzwischen sind die Fremdhersteller wie Tamron, Sigma und Tokina in der optischen Qualität oft auf vergleichbaren Niveau. Unterschiede gibt es aber oft in der technischen Ausstattung. Objektive mit Silent-Wave-Motor focusieren schneller und sind sehr leise. Objektive mit Antiwackel-Funktion bringen öfter bessere bzw. richtig scharfe Fotos auch bei schlechten Lichtverhältnissen zu Stande. Hier kann sich ein Vergleich vor dem Kauf lohnen.
Die 50er Brennweite kann sehr vielfältig eingesetzt werden, da sie in etwa dem Sehwinkel des menschlichen Auge entspricht. Die meisten statischen Objekte im Innen- und Aussenbereich können damit fotografiert werden. Mit einem guten Autofokus funktioniert dies auch bei kleinen Tieren wie Insekten ganz gut. Wobei es hier schon die ersten Schwierigkeiten geben kann. Manche Tiere haben eine Fluchtdistanz. Bei einem 50er Objektiv ist der Aufnahmeabstand zum Motiv meist sehr gering. Dadurch können auch Abschattung entstehen, die eine kurze Verschlusszeit verhindern oder einfach nur unschön aussehen können.
Manche Kleintiere flüchten bevor man die Aufnahme gemacht hat. Will man Insekten und kleine Tiere fotografieren, ist eher ein 105er oder stärkeres Tele-Makro zu empfehlen. Kommt es auf eine dokumentarische Wiedergabe an, kann ein 50er Makro genau richtig sein.
70mm, 90mm, 105mm Makro-Objektive
Im leichten Telebereich hat man bei scheuen Motiven, wie Insekten und kleinen Tieren, mit diesen Brennweiten bereits einen etwas größeren Aufnahmeabstand. Die Chancen auf einen fotografischen Treffer steigen mit dem erweiterten Abstand. Wir reden hier aber meist nur von ein paar Zentimeter Unterschied zum 50er oder 90er Makro-Objektiv.
Aber auch andere Eigenschaften sind anders. Man kann ein Motiv leichter freistellen als mit einem 50er oder 60er Makro.
Der geschmorte Krake ist mit einem 105 Makro-Objektiv aufgenommen worden. Nur der Fangarm vorne rechts ist scharf abgebildet. Der Rest verschwimmt in Unschärfe. Mit einem 60er Objektiv wäre der Schärfebereich größer und der Unschärfebereich nicht so ausgeprägt.
Der Effekt ist vom Aufnahmeabstand, der Brennweite und der Blende abhängig. Damit kann man bewusst ein Foto gestalten. Im Extremfall sogar ein Motiv vom Hintergrund freistellen. Nur das Motiv scharf abbilden. Der Rest verschwimmt in Unschärfe.
Ein leichtes Tele als Makro-Objektiv eignet sich sehr gut für das fotografieren von Kleintieren als auch für gestalterische Bildgestaltungen mit Schärfe- und Unschärfespiel.
150mm, 180mm, 200mm Makro-Objektive
Die Auswahl an Tele-Makros ist recht gering. Nur wenige Objektivhersteller haben hier aktuelle Modelle. Beliebter in den Verkaufscharts sind da die 50 – 60er und 90er bis 105er Brennweiten. Wer aber noch mehr Abstand zu einem Motiv braucht und noch leichter ein Motiv in Unschärfe freistellen möchte, für den ist ein kräftiges Tele-Makro sicherlich ein willkommenes Objektiv.
Das Foto wurde nicht mit einem Makro-Objektiv aufgenommen. Aber mit einem 70-200mm Zoom und 200mm Brennweite bei offener Blende 2,8. Mir geht es darum, zu zeigen wie man mit solch einer Brennweite ein Motiv vom Hintergrund freistellen kann. Je näher man an ein Motiv geht, desto leichter kann man das Umfeld in Unschärfe auflösen.
Den größeren Telebereich erkauft man sich allerdings auch teurer. Auch das Gewicht ist bei diesen Tele-Brennweiten bereits höher. Die meisten dieser Objektive sind deswegen mit einer Stativschelle ausgestattet. Tele-Makros werden häufig in der Tierfotografie eingesetzt. Vor allem da, wo man einen größeren Abstand zum Motiv benötigt, da es sonst schnell flüchten würde, bevor man ein Foto gemacht hätte.
Nachteile von Makro-Objektiven gegenüber normalen Objektiven
- teurer
- meist geringere Lichtstärke
- größere Bauweise
- höheres Gewicht
- Langsamerer Autofokus, da durch den Nahbereich ein wesentlich längerer Einstellweg benötigt wird. Manche Objektive kann man vom Fokusierbereich einschränken. Dadurch verkürzt sich auch der Einstellweg beim fokusieren
Vorteile von Makro-Objektiven gegenüber normalen Objektiven
- Für den Nahbereich optimiert. Maximale optische Leistung bei Nahaufnahmen
- Auch sehr gut für Aufnahmen im Unendlichen geeignet
- Durch den verbesserten Nahbereich kann ein Motiv besser freigestellt werden
Vorteile von Standard- gegenüber Tele-Makro-Brennweiten
- Mehr Schärfentiefe bei gleicher Blende
- Günstigerer Preis
- Leichteres Gewicht
- Handlichere Bauweise
Vorteile von Tele- gegenüber Standard-Makro-Brennweiten
- Größerer Aufnahmeabstand – besser bei Tieren mit geringer Fluchtdistanz
- Die Gefahr von Lichtabschattung wird geringer, da der Aufnahmeabstand größer ist
- Ein Motiv kann durch Unschärfe besser freigestellt werden
Je nach Objektiv-Hersteller gibt es noch das ein oder andere technische Feature, welche das fotografieren im Makrobereich erleichtert:
- Ultrasonic-Motor zum geräuscharmen und schnelleren fokusieren
- Antiverwackelungs-Funktion um längere Verschlußzeiten frei Hand ohne Stativ realisieren zu können
- Stativschelle bei Tele-Objektiven
- Einschränkung der Fokusierung, damit der Autofokus schneller arbeiten kann
Für den Einstieg ist ein 50er oder 60er Makro-Objektiv die günstigste Variante. Wer viele Kleintiere fotografiert sollte lieber zum 105er Tele-Makro greifen. Damit erhält man in diesem Motivbereich viel öfter gute Treffer.
Die extremeren 150 bis 200er Tele-Makros sind nur zu empfehlen, wenn Geld keine Rolle spielt und 105mm nicht ausreichen. Für Tiere mit hohem Fluchtabstand. Oder wenn man noch leichter ein Motiv wie Tiere und Pflanzen im Nahbereich freistellen möchte.
Hier liste ich ein paar sehr gute Makro-Objektive von Fremdherstellern auf. Weitere Makroobjektive von den Kameraherstellern werden in den danach aufgeführten weiterführenden Seiten behandelt. Die Textlinks führen zur jeweiligen Produktseite von Amazon. Preise gebe ich hier nicht an, da sich diese ständig ändern können.
- Sigma 70 mm 2,8 Macro Art*
- Sigma 105 mm 2,8 EX Makro DG OS HSM*
- Sigma 150 mm 2,8 APO Makro DG OS HSM*
- Tamron AF 90 mm DI Macro*
- Tokina AT-X 100 mm Pro D Makro*
Mein persönlicher Favorit unter den Fremdfabrikaten ist das Sigma 105 mm. Es bietet am meisten vom Preis- Leistungsverhältnis. Allerdings ist das Sigma nicht für jeden Objektivanschluß erhältlich.
Weitere Makro-Objektive behandle ich bei den jeweiligen Kameraherstellern:
- Das beste Makro-Objektiv
- Makroobjektive für Canon
- Makroobjektive für Fuji X
- Makroobjektive für Nikon
- Makroobjektive für Olympus
- Makroobjektive für Sony
Die Auswahl an Makro-Objektiven ist derzeit gut. Durch das vorhandene Kamerasystem kann man viele angebotene Objektive bereits ausschließen Am Ende wird eine kleine Auswahl über bleiben. Sparfüchse werden vom Sigma 105 mm begeistert sein. Natur- und Tierfotografen werden sich für das Sigma 150 mm begeistern.
Aber auch die Kameraherstellern haben hier sehr gute Objektive im Sortiment. Am Ende wird man sich zwischen Fremdfarbrikat oder Original entscheiden müssen. Budget und persönliche Einschätzung werden die Wahl hauptsächlich beeinflussen. Ich greife meist zum Original-Hersteller. Ich kann aber auch Fotografen verstehen, welche aus Preisgründen zum Fremdfabrikat greifen. Diese sind heute optisch auf vergleichbarem Niveau.