Auf vielen Fotoseiten von Makrofotografen könnte man annehmen, daß die Makrofotografie ausschliesslich der Fotografie von kleinen Insekten vorbehalten ist? Sicherlich sind Schmetterlinge, Spinnen, Libellen und Co sehr beliebte Fotomotive. Aber zur Makrofotografie gehören auch noch andere Motive. Und nicht immer benötigt man ein Makro-Objektiv oder Zubehör um näher an ein Fotomotiv zu kommen.
Manche Motive kann man durchaus auch mit einem normalen Objektiv im Nahbereich ablichten. Nach der DIN 19040 gelten auch Abbildungsmaßstäbe von 1:10 als Makrobereich. Die meisten Objektive haben einen Nahbereich der sogar bis zu 1:5 oder in wenigen Fällen sogar noch näher reichen kann. Klar, kann man da kein kleines Objekt formatfüllend aufnehmen. Das ist allerdings auch nicht immer notwendig.
Einsetzbar sind für solche Motive im Prinzip viele Objektive. Für die ersten Versuche von Nahaufnahmen eine gute Möglichkeit um die Grenzen auszuloten. Danach hat man konkretere Vorstellungen was man zum weiteren Ausbau der Fotoausrüstung wirklich benötigt.
Beispiel 1: Nahaufnahme ohne Makro-Objektiv:
Ein Wald aus mehreren Ahorn-Bonsai-Bäumen. Aufgenommen mit einem 2,8/70-200mm Tele-Zoom bei offener Blende 2,8. Durch die offene Blende verschwimmt der Hintergrund in Unschärfe. Die Schärfe liegt auf dem linken dickeren Stamm und einen Teilbereich des Mooses. Eine Nahaufnahme ohne Makro-Zubehör. Dabei ist bei diesem Zoom der Nahbereich gar nicht mal so toll.
Beispiel 2: Nahaufnahme ohne Makro-Objektiv:
Sieht nicht nach Nahaufnahme aus? Ist es aber! Mit 12mm Brennweite (Cropfaktor x1,5) ging ich so nah an die Kuh wie es ging. Durch das extreme Weitwinkel wirkt das Bild nicht wie eine Nahaufnahme, da auch der Hintergrund noch gut erkennbar ist. Dennoch ist es eine Nahaufnahme.
Beispiel 3: Nahaufnahme ohne Makro-Objektiv:
Beim dritten Foto handelt es sich wieder um eine Nahaufnahme. Details von einem von der Sonne und dem Wetter gezeichnetem Holzbrett. Das Astauge ähnelt einem menschlichen Auge. Aufgenommen mit einem Zoom 2,8/24-70mm mit 70mm Brennweite.
Wie man sieht kann man bereits mit Objektiven ohne Makro-Einstellung gute Nahaufnahmen machen. Nach der DIN sind es bereits Makroaufnahmen. Umgangssprachlich sehen viele Makrofotografen allerdings erst Aufnahmen ab dem Abbildungsmaßstab 1:1 als Makroaufnahme an. Aber den Bereich nutzt man auch bei Makro-Objektiven nicht immer voll aus.
Für die ersten Versuche im Nahbereich ruhig einmal ein vorhandenes Objektiv ausprobieren. So lernt man schnell wo die Grenzen im Nahbereich liegen. Wenn man feststellt, daß man noch näher an manche Motive heran möchte, kommt die Überlegung wie man das erreichen könnte. Ob mit einer Nahlinse, Achromat, Umkehrring, Zwischenring, Balgengerät oder einem Makro-Objektiv wird vom Motiv und dem persönlichen finanziellen Budget abhängen.