Kameras für die Makrofotografie

Fototechnik

Kameras für die Makrofotografie. Umgangssprachlich auch Makro Kameras genannt. Welches Kamerasystem eignet sich dafür am besten? Vor ein paar Jahren hätte ich noch eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven empfohlen. Diese hatten die größte Auswahl an Zubehör und Objektiven. Inzwischen haben die Systemkameras mit Wechselobjektiven in vielen Bereichen die Spiegelreflexkameras abgelöst. Da eine Systemkamera keinen Spiegel benötigt, spart man Gewicht und kann die Kamera handlicher konstruieren. Die früheren Schwächen einer Systemkamera wurden inzwischen beseitigt oder auf ein akzeptables Maß verbessert. Ein weiterer Vorteil von den meisten Systemkameras ist das geringere Auflagemaß beim Objektivanschluß. Dadurch kann man sehr viele Fremdobjektive adaptieren. Zwar gehen dabei meist einige elektronische Funktionen verloren. Dafür kann man durchaus alte Objektive die man noch hat, wieder verwenden. Oder man bekommt auf dem Gebrauchtmarkt günstige Objektiv-Alternativen. So gsehen hat man bei Systemkameras meist sogar eine viel größere Auswahl, als bei Spiegelreflexkameras, an Objektiven verfügbar.

Für Nahaufnahmen braucht man nicht unbedingt eine Spiegelreflexkamera oder Systemkamera. Allerdings sind beide Kamerasysteme mit Wechselobjektiven an fast jede Aufnahme-Situation anpassbar und damit am besten für die meisten Makroaufnahmen geeignet. Für die Makrofotografie benötigt man in erster Linie die Möglichkeit, nah an ein Motiv heranzukommen. Je nach Anforderungen gibt es verschiedene Methoden.

2018 haben in Deutschland zum ersten Mal dies spiegellosen Kamerasysteme die Spiegelreflexkameras im Verkaufsranking überholt. Viele frühere Nachteile der spiegellosen Systemkameras wurden in den letzten Jahren durch technische Verbesserungen abgestellt. Damit gibt es kaum noch Nachteile gegenüber Spiegelreflexkameras. Im Gegenteil. Bei manchen Motiven gibt es auch Vorteile für die Systemkamera. Aber das hängt vom Motiv und den Umsetzungswünschen des Fotografen ab. Die besseren Systemkameras haben unterschiedliche Autofokustechniken und sind häufig schneller und präziser als die meisten Spiegelreflexkameras. Und für Makrofotografen bieten die besseren Systemkameras teilweise auch eine automatisierbare Funktion für Focus Stacking. Damit kann man die Schärfentiefe vergrößern. Praktisch geht das auch mit Kameras ohne diese eingebaute Funktion. Allerdings nur mit Handarbeit oder zusätzlichen teuren Fotozubehör und meist wesentlich höherem Zeitaufwand. Bei statischen Motiven ist das noch realisierbar. Bei bewegten Motiven wird das nur erschwert umsetzbar

Bei der Entstehung dieses Artikels habe ich wegen der technischen Möglichkeiten eine Spiegelreflexkamera für den Einstieg in die engagierte Makrofotografie empfohlen. Heute (4/2021) würde ich eine Systemkamera empfehlen. Ob das eine MFT, APS-C, Vollformat- oder Mittelformatkamera ist, überlasse ich jedem selbst. Mit allen vier Systemen kann man gute bis sehr gute Makrofotografien realisieren.

Für Makrofotos gibt es aber auch andere Kamerasysteme, welche sich für Nahaufnahmen eignen. Ich sage bewusst nicht Makrofotos. Ohne ein spezielles Makroobjektiv wird man die Bildqualität einer System- oder Spiegelreflexkamera nur sehr selten oder weniger komfortabel erreichen. Auf der anderen Seite kommt es darauf an was man fotografieren möchte. Sollen bewegte Motive wie Insekten fotografiert werden? Oder möchtest du statische Motive wie Briefmarken, Münzen oder Sammelfiguren fotografieren?

Für die ersten Versuche kann eine bestehende Kamera durchaus ausreichen. In der Praxis wird man schnell feststellen wo die Grenzen liegen. Danach wird man nach Lösungen suchen. Wenn die Lösung eine andere Kamera, Objektiv oder Zubehör ist, wird man sich entscheiden, ob man diese Investition tätigen möchte.

Smartphone Kamera für die Makrofotografie

Inzwischen bieten die Top-Smartphones erstaunlich gute Fotoqualität. Manche Smartphone-Kameras können sogar RAW-Daten erstellen. Damit behält man in der Weiterverarbeitung die maximale Qualität. Während bei JPG oder vielen anderen Dateiformaten die Datei komprimiert und damit die Bildinformationen reduziert werden

Die Qualität eines Fotos ist von der Auflösung, der Qualität des Aufnahmechip, der Software und dem Objektiv abhängig. Ist eine Komponente schlecht, kann dies nicht durch die anderen ausgeglichen werden. Es müßen alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sein. 20 Mio Pixel nützen wenig, wenn das Objektiv schlecht ist. Da können Aufnahmen mit 10 Mio Pixel besser sein, wenn alle anderen Qualitätskomponenten aufeinander optimiert sind.

Für die teureren Smartphones gibt es Fotozubehör. Vorsatzlinsen, welche den Tele oder Weitwinkelbereich erweitern können. Allerdings ist jeder Vorsatz ein optischer Kompromiss und verschlechtert die optische Leistung eines Objektives. Auf Grund eines relativ kleinen Aufnahmesensor hat man physikalisch eine größere Schärfentiefe. Das kann bei manchen Nahaufnahmen ein Vorteil sein. Allerdings ist mit kleinem Sensor auch ein kurzer Aufnahmeabstand erforderlich. Das wiederum ist für manche Motive, wie Insekten, selten gut, da diese vorher flüchten. Fotografen sprechen hier auch vom Fluchtabstand von Insekten. Wie groß dieser ist, hängt meist von der Insektenart ab.

Aktuell besitze ich eine Samsung S10 Smartphone. Theoretisch hat das auch eine Makro oder Naheinstellfunktion. In der Praxis komme ich damit allerdings überhaupt nicht zurecht. Die meisten Fotos sind unscharf. Nur wenige Bilder im Nahbereich werden scharf. Zudem muß man so nah an ein Motiv, daß das Smartphone dieses zum Teil oder ganz abschattet. Das sieht blöd aus. Mit einem Blitz oder ein oder zwei kleinen LED-Leuchten kann man das sicherlich verbessern. Aber dann wird das flexible Smartphone nicht mehr so flexibel. Für meine Ansprüche ist die Smartphone-Kamera meist nicht ausreichend.

Kompaktkamera für die Makrofotografie

Viele Kompaktkameras haben inzwischen einen brauchbaren Nahbereich, den man auch für Nahaufnahmen nutzen kann. Manche haben sogar einen Makromodus für Nahaufnahmen. Wobei dieser Makromodus meist eher ein verbesserter Nahbereich ist. Sozusagen ein Marketinggag und meist kein echtes Makro bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 liefert.

Kameras mit Mega-Zoom haben häufig in einem oder mehreren Brennweitenbereichen optische Schwächen. Lieber etwas weniger Zoom und man bekommt dafür eine durchgehend bessere optische Qualität.

Vor dem Kauf bitte darauf achten, was die Kamera für ein Zoom hat. Der Zoombereich sollte optisch sein. Manche Hersteller rühmen sich mit einem großen Zoombereich. Der ist zum Teil digital. Das ist nichts anderes als ein Bildausschnitt. Einen Bildausschnitt kann man auch nach der Aufnahme selber machen.

Bei vielen Kompaktkameras kann der Autofokus ein Hindernis sein. Je nach Autofokustechnik braucht er bei günstigen Kameras im Nahbereich sehr lange, bis er die Schärfe gefunden hat. Oft sind dann bewegte Motive, wie Insekten, bereits aus dem Sucher verschwunden.

Ein weiteres Kriterium für erfolgreiche Nahaufnahmen ist auch die Auslöseverzögerung. Günstige oder ältere Kompaktkameras haben häufig eine lange Auslöseverzögerung. Dies liegt an der Verarbeitungssoftware, welche die Rohaufnahme in ein JPG oder anderes Dateiformat umwandelt. Hier kann es passieren, daß ein sich bewegendes Motiv bis zur Auslösung bereits verschwunden ist.

Es gibt bei preisgünstigen Kameras also viele technische Hürden, welche die Auslösung verzögern können. Insekten verschwinden in der Zeit aus dem Bildfeld. Die Chancen für gute Treffer reduziert sich bei bewegten Motiven stark.

Wenige hochwertige Kameramodelle haben auch die Möglichkeit im RAW-Dateiformat zu fotografieren. Diese eignen sich meist besser für Nahaufnahmen von bewegten Motiven, da hier die Berechnungszeit in ein JPG entfällt. Die Folge ist eine kürzere Auslöseverzögerung und dadurch höhere Trefferquote.

Wenn man in erster Linie statische Motive im Nahbereich ablichten möchte, spielt dies keine Rolle. Dafür ist eine Kompaktkamera manchmal schon gut geeignet. Wenn eine Kompaktkamera halbwegs für den Nahbereich tauglich sein soll, liegen diese preislich zwischen 300 – 1200 Euro. Ehrlich gesagt, bekommt man dafür schon eine Einsteiger-Systemkamera mit Makroobjektiv. Diese sind nur geringfügig größer und schwerer. Sind aber eine Investition in die Zukunft, da sie an viele Motivbereiche ausgebaut werden können. Mögliche Kompaktkameras sind:

Die Panasonic bietet ein qualitativ recht gutes Leica Zoom. Für Nahaufnahmen kann man auch Focus Stacking nutzen. Bei der Nikon kann mit im Weitwinkel mit dem Makromodus bis auf 1 cm an das Motiv. Bei der Canon und Sonny kommt man bis auf 5 cm an ein Motiv heran.

Bridgekameras für die Makrofotografie

Bridgekameras sind ähnlich wie eine Spiegelreflexkamera oder Systemkameras konstruiert. Früher hatte eine Bridgekamera meist einen Spiegel wie bei einer Spiegelreflexkamera. Heutzutage spart man sich den Spiegel und ersetzt den optischen Sucher durch einen elektrischen Sucher. Manche Modelle haben auch ein elektronisches Display.

Panasonic Lumix DMC FZ200
Panasonic Lumix DMC FZ200

Bridgekameras haben meist ein Zoom-Objektiv und mehr Funktionen als eine einfachere Kompaktkamera. Bei einigen Modellen ist auch eine manuelle Einstellung von Verschlußzeit und Blende möglich.

Wechselobjektive gibt es bei Bridgekameras nicht. Eine Bridgekamera ist sozusagen ein Kompromiss zwischen Kompaktkamera und System- oder Spiegelreflexkamera. Inzwischen gibt es eine große Ausahl an sogenannten Kompaktkameras mit Reisezoomes. Diese sind oft handlicher und bieten vergleichbare fotografische Möglichkeiten wie eine Bridgekamera.

Wer Nahaufnahmen machen möchte, sollte ein Kamera-Modell wählen, das eine kurze Auslöseverzögerung hat. Das sind meist Kameras die auch RAW-Dateien erstellen können. Bei RAW-Aufnahmen entfällt die Umrechnung in andere Dateiformate. Das spart Zeit und ermöglicht eine geringste Auslöseverzögerung. Die Trefferquote bei bewegten Kleintieren steigt enorm.

Kameras mit einem schwenkbaren Display erleichtern die Bildgestaltung bei Aufnahmen in der Froschperspektive enrom. Für die meisten Bridgekameras gibt es auch Zubehör, womit man den fotografischen Aufgabenbereich erweitern kann. Einige Kameras haben ein Objektivgewinde. Darauf kann man Nahlinsen oder Achromate schrauben um den Nahbereich zu verbessern.

Drei Makrotaugliche Bridgekameras. Die Nikon kann im Weitwinkeleinstellung bis 1 cm an eine Motiv heran! Bei Sony sind es 3 cm. Und bei Panasonic sind es auch 3 cm Naheinstellgrenze. Die Panasonic kann bereits Focus Stacking in der Kamera automatisieren. Sicher ist sie auch aus diesem Grund die teuerste Bridgekamera der drei.

Systemkameras mit Wechselobjektiven

2018 wurden zum ersten Mal mehr Systemkameras als Spiegelreflexkameras verkauft. Kein Wunder. Wurden doch in den letzten Jahren die meisten Nachteile von Systemkameras beseitigt. Teilweise haben Systemkameras in manchen Punkten sogar Vorteile. Die Top-Kameras einiger Hersteller bieten einen spürbar schnelleren Autofokus bei bestimmten Lichtbedingungen. Da kein Spiegel das Auslösen bei Serienaufnahmen ausbremst, können einige Kameras sogar mehr als 20 Bilder in der Sekunde belichten. Ein Bremser ist hier lediglich der Zwischenspeicher und die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Software. Dennoch sind das Werte, welche ein Spiegelreflex wohl nie erreichen wird?.

Weitere Vorteile sind das geringere Gewicht bei vergleichbarer Technik. Inzwischen gibt es für die meisten Spiegellosen auch eine breite Auswahl an Objektiven und Zubehör.

Fuji X-T2 Kamera
Fuji X-T2 Kamera

Einige der besseren Systemkameras haben auch die Möglichkeit zum Focus Stacking. Wozu braucht man das? Im Nahbereich hat man sehr schnell viel zu wenig Schärfentiefe. Beim Focus Stacking mach die Kamera mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Entfernungseinstellungen. Die Aufnahmen kann man zu einer zusammenrechnen lassen, wodurch man ein Foto mit erweiterter Schärfentiefe erhält. Zum Teil kann dies auf unterschiedliche Weise automatisiert umgesetzt werden. Bei den Methoden wo dies in der Kamera berechnet werden kann sind die Ergebnisse schon recht gut. Die optimale Lösung ist derzeit in den meisten Fällen eine Berechnung mit spezieller Focus Stacking Software.

Die Kameragehäuse sind meist recht handlich und flach gebaut. Auch die Objektive sind kleiner und leichter als bei einer vergleichbaren Spiegelreflexkamera. Das Auflagemaß ist bei den meisten Anbietern ebenfalls geringer. Dadurch kann man sehr viele Objektive anderer Kamerasysteme adaptieren. Somit erweitert sich die Objektiv-Auswahl enorm.

Spiegellose Kamerasysteme gibt es inzwischen in verschiedenen Aufnahmformaten Micro-Four-Thirds, APS-C, Vollformat und Mittelformat. Für die maximale Qualität sollte die Kamera RAW-Dateien erstellen können. Mit diesen Rohdaten hat man die Möglichkeiten die maximale Qualität aus den Bildern zu holen. Bei JPG wird komprimiert, was zu einem Qualitätsverlust bei Bearbeitungen führen kann.

Makro Kameras für Einsteiger

Ich liste und beschreibe hier ein paar günstige Systemkameras, welche sich für den Einstieg in die Makrofotografie eignen. Die Kriterien sind hier ein günstiger Preis. Durch die Möglichkeit Objektive wechseln zu können, kann man sehr gezielt nach eigenen Wünschen das Kamerasystem erweitern. Logischerweise auch mit Fotozubehör und Objektiven für Makroaufnahmen. Alle Kameras haben einen MFT oder APS-C Sensor. Ein kleinerer Sensor ist bei vielen Makromotiven von Vorteil.

Die Fuji X-T200 ist das Einstiegsmodell bei den Systemkameras von Fuji. Die Kamera kostet mit Standardzoom etwa 650 – 700 Euro. Gute Verarbeitung und gut sortiertes Objektivsortiment.

Nikon war schon immer etwas teurer als viele andere Kamerahersteller. Dafür bekommt man eine sehr gute Verarbeitungsqualität und ein sehr umfangreiches Zubehör und Objektivsortiment. Die Z50 kostet derzeit ca. 750 – 900 Euro. Etwa 750 Euro nur für das Gehäuse. Oder etwa 900 Euro mit einem einfachen Standardzoom. Nikon hat die umfangreichste Objektivauswahl. Auch die Spiegelreflexobjektive können per Adapter an den Systemkameras verwendet werden.

Die Olympus wird derzeit zwischen 530 – 600 Euro mit 12 – 42 Standardzoom verkauft. Als Kamera mit MFT Sensor eignet sich die Olympus auch sehr gut für kleine Objektiv im Makrobereich.

Die Panasonic GX880 wird im Set mit einem Zoom-Objektiv 12 – 24 mm 3,5 – 4,5. Ein Bildstabilisator ist integriert. Und das Objektiv hat ein Filtergewinde mit 37 mm Gewinde. Über das Filtergewinde kann man Nahlinsen oder Achromate aufschrauben und den Nahbereich verbessern. Wer eine besssere Bildqualität benötigt, kann dies mit einem Makroobjektiv erreichen. Die Kamera hat ein Display aber keinen Sucher. Für etwa 450 Euro mit dem Zoom-Objektiv ist die Panasonic der Preis- Leistungshammer unter den Einsteiger-Systemkameras!

Die Sony Alpha 6100 ist die Einstiegskamera in die Sony APS-C-Welt. Mit etwa 800 – 900 Euro ist die Sony einer der teuersten Einstiegskameras.

Für den Einstieg in die Makrofotografie eignen sich die Panasonic GX880 sehr gut. Wer neben einem Display noch einen elektronischen Sucher benötigt wird mit der Olympus OM-DE E-M10 Mark III einen sehr guten Einstieg finden. Bis auf die Panasonic hat sonst keine dieser Einsteigerkameras eine automatisierte Focus-Peaking-Funktion.

Weitere Informationen über Makroobjektive findest du unter

Makro Kameras für Fortgeschrittene

Alle Kameras haben bereits eine Focus Stacking Möglichkeit integriert. Wobei die Verarbeitung meist am Rechner per Software erfolgt. Die Kamera macht allerdings automatisch verschiedene Entfernungsaufnahmen, welche am Rechner zu einem scharfen Bild mit erhöhter Schärfentiefe verrechnet wird. Wer öfter ganz nah an ein Motiv heran möchte, wird irgendwann diese Funktionalität lieben. Die Olympus OMD EM1 Mark III und die beiden Panasonic-Kameras haben einen MFT-Sensor. Für ganz kleine Motive ab 1:1 oder noch näher sind die kleinen Sensoren oft sehr vorteilhaft. Fuji hat APS-C-Sensoren. Und bei Nikon bekommt man das Vollformat.

Wer sehr kleine bewegte Motive fotografiert wird mit MFT oder APS-C am besten fahren. Wer in erster Linie statische Motive ablichten will, wird mit allen drei Sensorgrößen gut fahren. Wenn hohe Auflösungen gefordert sind, kann das Vollformat von Nikon von Vorteil sein. Die besten und ausgereiftesten Funktionalitäten für Focus Stacking und Focus Bracketing erhält man bei Olympus, Fuji und Panasonic.

Mit der Fuji XT-20 bekommt man einen vielseitigen Allrounder. Rund 900 – 1000 Euro für das Gehäuse mit Standard-Zoom. Im MFT-Bereich ist die Panasonic G91 ein preislich und technisch vergleichbare Kamera. Wer mehr technische Möglichkeiten und eine schnellere Verarbeitung bei Focus Stacking braucht, sollte die Fuji X-T4 oder Panasonic G9 in Betracht ziehen. Wer sehr viel Focus Stacking von bewegten Motiven machen will, wird mit der Olympus OMD EM1 Mark III die schnellste und zuverlässigste Lösung bekommen. Sie kann am meisten Bilder in der Sekunde und der größten Bildanzahl arbeiten.

Und wer unbedingt Makrofotos im Vollformat fotografieren möchte, ist mit einer Nikon genau richtig. Auf Grund des größeren Sensors sind allerdings die Berechnungen und Folgezeiten und die Speicherkapazitäten nicht so flott wie bei Olympus, Panasonic oder Fuji.

Digitale Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven

Spiegelreflexkameras gab es schon zu analogen Fotozeiten für das Kleinbildformat. Ein Kleinbildfilm hat ein Aufnahmeformat von 24x36mm. Die ersten digitalen Spiegelreflexkameras hatten einen kleineren Aufnahmechip. Kleiner als 24x36mm. Man spricht hier vom Crop-Faktor. Dies bezeichnet das Verhältnis, wie sich die Brennweite verändert. Ein 100mm Objektiv bei einer Vollformat-Kamera ist bei einer mit 1,5 Crop ein 150mm Objektiv.

Kameras mit kleinerem Aufnahmechip sind günstiger. Im Weitwinkelbereich ist die Auswahl an Objektiven geringer bzw. diese sind schwieriger zu konstruieren. Wer die Kamera überwiegend für Makrofotos einsetzen möchte, für den spielt dies kaum eine Rolle.

Canon EOS 600D mit schwenkbarem Display
Canon EOS 600D mit schwenkbarem Display

Alle digitalen Spiegelreflexkamera können auch Aufnahmen im RAW-Dateiformat speichern. Dadurch wird Zeit beim speichern gespart und in der Nachbearbeitung hat man viel mehr Spielraum. Das RAW ist ein digitales Negativ, welches durch einen RAW-Konverter (Software) entwickelt wird. Die Bearbeitung im RAW-Konverter ist verlustfrei.

Für die Makrofotografie ist eine Kamera mit einem schwenkbaren Display eine große Erleichterung beim fotografieren aus der Froschperspektive. Wer in der freien Natur kleine Tiere fotografieren möchte, wird dieses Feature zu schätzen wissen. In Verbindung mit einer Live-View-Funktion können über das Display die Einstellungen leichter gemacht werden.

Eine Spiegelreflexkamera mit Crop-Faktor hat gegenüber einer im Vollformat den Vorteil, dass sie eine etwas größere Schärfentiefe im Nahbereich hat. Der Vorteil wird allerdings durch die hohe Pixel-Anzahl meist wieder zunichte gemacht. Viele Pixel sind ein Verkaufsargument. Bei Crop-Kameras führt dies aber meist zu einem schnelleren Bildrauschen, wenn man die ISO-Werte erhöht. Ein weiterer Vorteil ist der meist günstigere Preis von Kameras mit Crop-Faktor. Ein kleinerer Aufnahmechip kostet weniger.

Hat eine digitale Vollformat-Spiegelreflex-Kamera überhaupt Vorteile? Ja, die hat sie. Meist eine höhere Auflösung. Inzwischen sind bis zu 50 Mio Pixel möglich. Allerdings braucht man dafür auch hochauflösende Objektive. Viele günstige Objektive können diese Auflösung nicht realisieren. Die Folge sind teure Objektive. Das Bildrauschen ist wesentlich geringer als bei Crop-Kameras.

Nikon D750
Nikon D750

Man kann ein Motiv leichter freistellen, da die Schärfentiefe geringer ist.
Durch die hohe Auflösung ist mit entsprechend guten Objektiven die Schärfewiedergabe sichtbar besser.

Spiegelreflexkameras mit Crop-Faktor

Spiegelreflexkameras Vollformat

Egal ob Crop oder Vollformat. Beide Kamera-Varianten können fast das gleiche Zubehör-Programm nutzen. Zumindest an den Crop-Kameras können auch meist Vollformatobjektive verwendet. Anders herum geht das nicht immer oder nur mit Einschränkungen. Und bei den meisten Markenherstellern ist das Sortiment sehr umfangreich. Auch für den Makrobereich gibt es vielfältiges Fotozubehör um Makrofotos realisieren zu können.

Zusammenfassung Kamera für die Makrofotografie:

Für den Einstieg und die ersten Makroversuche kann man mit einer guten digitalen Kompaktkamera oder einem Smartphone mit Makrofunktion bereits erste Erfahrungen sammeln. Extreme Makrofotos sind damit aber kaum möglich.

Positive Ausstattungsmerkmale für die Makrofotografie:

  • Kamera mit Wechselobjektiven
  • Objektive mit einem vorderen Schraubgewinde für den Einsatz von Nahlinsen oder Achromaten
  • Wie nah kann man mit der Kamera an ein Motiv heran?
  • Schwenkbares Display für Aufnahmen aus der Froschperspektive
  • Live-View-Funktion für leichtere Einstellmöglichkeit aus der Froschperspektive
  • Kurze Auslöseverzögerung, damit ein bewegtes Motiv nicht verschwunden ist, bevor man es fotografiert hat.
  • Abschaltung des Autofocus, da dieser im extremeren Nahbereich meist zu Verzögerungen durch die Fokusierzeit führt.
  • Focus Peaking erleichertert das manuelle scharfstellen enorm.
  • Umfangreiches Zubehör für den Nahbereich.
  • Geringes Bildrauschen um bei schlechten Lichtverhältnissen die ISO-Zahl höher stellen zu können.

Es müßen nicht alle Kriterien erfüllt sein um gute Makrofotos machen zu können. Diese Kriterien erhöhen aber die Erfolgschancen. Wenn man vom Makrofotografie-Fieber gepackt wird, merkt man schnell, wo die Grenzen liegen. Die Folge ist oft eine neue Kamera, ein neues Objektiv, eine Nahlinse, Vorsatzachromat, Zwischenring und oder Balgengerät.

Nahaufnahmen kann man mit den meisten Kamerasystemen machen. Je näher es herangehen soll, kann eine ausbaufähige Kamera mit Wechselobjektiven die Aufgaben meist besser erfüllen. Bei einer Neuanschaffung eignen sich Systemkameras am besten. Hat man bereits viele Objektive eines Spiegelreflex-Systemes, kann es auch eine Spiegelreflexkamera sein. Die haben allerdings inzwischen ein paar technische Nachteile gegenüber Systemkameras. Oft ist der Live-View nicht so gut oder nur bedingt für die Makrofotografie brauchbar. Schwerer und unhandlicher sind weitere Minuspunkte. Bei Canon und Nikon gibt es inzwischen auch Systemkameras. Dort können per Adapter auch die meisten alten Objetkive verwendet werden.

Am Ende ist es aber stark abhängig was und wie nah man etwas fotografieren möchte. Wer nur im Nahbereich bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 fotografieren will, wird mit den Einsteiger-Systemkameras bereits seine Freude haben. Wer mehr Schärfentiefe erzielen will, wird eine teurere Kamera mit Focus Bracketing haben wollen. Und wer kleine Insekten mit Focus Stacking und schneller Bildfrequenz und hoher Bildanzahl fotografieren möchte, wird in der Olympus OMD EM1 Mark III das beste Werkzeug haben.