Lupenobjektive in der Makrofotografie

Fototechnik

Wenn ein Makroobjektiv immer noch nicht ausreicht, sind Lupenobjektive eine Möglichkeit um weiter in den Makrobereich vorzudringen. Lupenobjektive sind für den Abbildungsmaßstab von 1:1 bis 20:1 optimiert.

Die meisten Lupenobjektive haben ein RMS-Gewinde W0,8″ x 1/36″. Ein Standard-Anschluß für Mikroskope. Eine Focusierung ist am Objektiv nicht vorgesehen. Diese erfolgt über das Mikroskop. Über Adapter kann man Lupenobjektive auch für Spiegelrefelexkameras in Verbindung mit einem Balgengerät einsetzen. Die Fokusierung erfolgt über den Balgen.

Die meisten Lupenobjektive werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr hergestellt. Man findet diese aber noch  auf dem Gebrauchtmarkt. Einige der Leitz-Photare sind neu erhältlich. Von Canon gibt es ein Lupenobjektiv mit EF-Anschluß. Dieses war lange Zeit eines der wenigen neu erhältlichen Lupenobjektive mit Kameraanschluß. Bei vielen Systemkameras kann man auch dieses Objektive mit einem Adapter einsetzen. Dennoch ist das Canon MP-E 65 mm 2,8 kann im Abbildungsmaßstab 1:1 bis 5:1 eingesetzt werden. Autofokus gibt es nicht. Alles muß manuell eingestellt werden.

Ich liste hier einfach mal ein paar Lupenobjektive auf, welche mit RMS-Gewinde verbreitet waren bzw sind. Mit über 1000 € kein Schnäppchen. Inzwischen gibt es auch eine Alternative zum Canon. Das Laowa 2,8 / 25 mm kann im Abbildungsmaßstab von 2,5:1 bis 5:1 genutzt werden. 45% leichter als das Canon. Ebenfalls alles manuell einstellbar. Verfügbar für Canon EF, Nikon F, Pentax K, Sony ILCE-FE und auf Fuji X und MFT adaptierbar.

Lupenobjektive von Carl Zeiss:

  • Luminar 16mm 1:2,5
  • Luminar 25mm 1:3,5
  • Luminar 40mm 1:4,5
  • Luminar 63mm 1/4,5
  • Luminar 100mm 1/6,3

Lupenobjektive von Leica:

  • Photar 12,5mm 1:2,4 für Abbildungsmaßstab 7,5:1 – 15,5:1
  • Photar 25mm 1:2,0 für Abbildungsmaßstab 3,1:1 – 6,9:1
  • Photar 50mm 1:4,0 für Abbildungsmaßstab 1,1:1 – 3,1:1

nicht mehr produzierte Leica Lupenobjektive

  • Focotar 2 – 50mm 1:4,5 für Abbildungsmaßstab 1,26:1 – 3,17:1
  • Repro-Photar 25mm 1:2,5 für Abbildungsmaßstab 4,66:1 – 8,67:1

Lupenobjektive von Nikon:

  • Macro Nikkor 19mm 1:2,8
  • Macro Nikkor 35mm 1:4,5

Lupenobjektive von Canon:

Lupenobjektive von Minolta:

  • 12,5mm 1:2,0
  • 25mm 1:2,5

Lupenobjektive von Olympus:

  • 20mm 1:3,5
  • 38mm 1:3,8
  • 80mm 1:4,0

Lupenobjektiv von Laowa

Das ist nur ein Teil der möglichen Lupenobjektive. Auch von den aufgeführten Herstellern gibt es teilweise noch weitere Lupenobjektive. Mir geht es nur um zu zeigen, daß es solche Objektive von vielen optischen Herstellern gab. Lupenobjektive sind in der Retrostellung konstruiert. Deswegen sind sie hervorragend für den Makrobereich zwischen 1:1 bis 20:1 geeignet. Abblenden bringt bei Lupenobjektiven meist schnell Beugungsunschärfe.

Starkes Abblenden verschlechtert die Schärfeleistung. Nur geringes Abblenden ist hier der qualitativ besser Mittelweg.

Canon MP-E 65mm 1:2,8 für EOS

Es war eine Zeit lang das einzige Lupenobjektiv für digitale Kameras, welches keinen Adapter oder Balgen benötigt. Der Balgen ist in Form eines langen Tubus bereits integriert. Eine Fokusierung ist nicht am Objektiv möglich. Diese erfolgt durch Bewegung nach vorne oder hinten, bis das Motiv scharf abgebildet ist.

Ein stabiler Einstellschlitten eignet sich hervorragend zum einstellen der Schärfe und des Bildausschnittes. Entgegen vieler Behauptungen kann man auch in diesem extremen Nahbereich frei Handaufnahmen von kleinen Insekten machen. Geübte Naturfotografen machen dies mit Motor. Das erhöht die Chancen eines scharfen Treffers. Unscharfe Fotos sind schnell gelöscht.

Die Arbeitsweise mit diesem Spezial-Objektiv ist aber gewöhnungsbedürftig. Aber auch hier macht Übung den Meister.

Mit den MP-E 65mm ist ein Abbildungsmaßstab zwischen 1:1 und 5:1 möglich. Es fäng da an wo Makro-Objektive aufhören.

Laowa 25mm 2,8 – 2,5 – 5x

Inzwischen gibt es neben dem Canon auch ein Lupenobjektiv aus chinesischer Produktion. Das Laowa gibt es für verschiedene Objektivanschlüße und ist derzeit für die meisten Anschlüsse das einzig erhältliche Neuprodukt in dem Bereich. Die Konstruktion und Bedienung ist ähnlich wie beim Canon.

Vorteile Lupenobjektive:

  • Je nach Brennweite optimiert für den Abbildungsmaßstab 1:1 bis 20:1
  • Durch Retrostellung für den Nahbereich hervorragend geeignet
  • Beim Canon MP-E 65mm ist kein Balgengerät oder Adapter auf Canon-Kamera erforderlich
  • Günstiges neue Lupenobjektiv ist derzeit das Laowa 25 mm für rund 500 €. Derzeit wohl vom Preis- Leistungsverhältnis die günstigste Lösung. Selbst viele sehr alte Gebraucht-Optiken werden selten günstiger gehandelt.

Nachteile Lupenobjektive:

  • Oft nur über den Gebrauchtmarkt erhältlich (Neu nur das Canon und Laowa)
  • Aktuelle Lupenobjektive sind meist sehr teuer
  • Gebrauchte Nikon Lupenobjektive sind sehr rar. Auf den Gebrauchtmarkt werden ca. 1500€ für eines verlangt! Von den anderen Herstellern werden manchmal Lupenobjektive ab ca. 200 € im gebrauchten Zustand angeboten.
  • Adapter und oder Balgengerät erforderlich

Alles klar?

Lupenobjektive sind sehr gut für den Abbildungsmaßstab 1:1 bis 20:1 geeignet. Die Beschaffung kann schwierig und teuer werden. Für die meisten Lupenobjektive benötigt man dann noch einen oder mehrere Adapter und ein Balgengerät. Wenn man bereits ein Balgengerät besitzt eine gute Möglichkeit um den Makrobereich zu erweitern.

Am komfortabelsten ist da noch das Canon MP-E 65mm, welches an die aktuellen Kameragehäuse passt. Allerdings mit ca. 1200 € Neupreis keine günstige Lösung. Die Alternative von Laowa ist mit rund 500 € preislich schon interessanter. Für die Stativschelle werden allerdings weitere 40 € verlangt.

Günstigere Alternativen zu Lupenobjektiven sind Vergrößerungs-Objektive. Von Nikon, Schneider oder Rodenstock. Wenn man diese an einem Balgengerät in Retrostellung einsetzt, hat man mit dem besseren Vergrößerungsobjektiven oft einen vergleichbaren Effekt und ebenfalls eine hohe optische Qualtität. Ich nutze dafür ein Schneider Componon S 2,8/50 mm in Retrostellung an einem gebrauchten Novoflex-Balgen mit M42 Anschluß. Diesen wieder adaptiere ich an meine Fuji oder eine Nikon-Kamera. Aber das ist wieder ein anderes Thema, welches ich in einem zukünftigen Artikel behandeln werde.

Mit dem Canon oder Laowa kauft man sich mehr Bedienkomfort. Balgengerät oder Zwischenringe entfallen.