Meine Art Pilze zu fotografieren

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Pilz mit Moos im Wald

Im Herbst 2019 hatte ich im Oktober-Urlaub mehrere Wander- und Fotoausflüge in den schwäbischen Wald geplant. Zwei Motive hatte ich im Visier. Einige Wasserfälle wollte ich dort fotografieren. Als weiteres Ziel hatte ich mir Pilze ausgewählt.

Im Vorfeld hatte ich mich ausgiebig über die Möglichkeiten der Aufnahmetechniken informiert. Die Fotoausrüstung wurde mit Zubehör erweitert. Zwei kleine LED-Leuchten und eine LED-Taschenlampe fanden so den Weg in den Fotorucksack. Eine spezielle Kameraschiene von Trauflieger, damit die Kamera mit Kugelkopf und umgedrehter Mittelsäule ziemlich weit unten eingesetzt werden kann. Soviel zur Theorie. Als Kamera kam die Fuji X-T2 zum Einsatz. Als Objektive setzte ich das XF 14 mm Weitwinkel und das XF 80 mm Makroobjektiv ein.

14 mm für Makroaufnahmen? Gut ein Weitwinkel ist kein Makroobjektiv. Mit vielen Festbrennweiten kann man dennoch ordentlich an ein Motiv herangehen. Für Nahaufnahmen reicht es. Bei relativ offener Blende oder nur geringer Abblendung, bekommt man im Hintergrund auch noch ein nettes Bokeh hin. Wenn man das Umfeld zeigen will, ist solch eine Umsetzung, eine interessante Möglichkeit.

Pilz mit Moos im Wald
Pilz mit Moos im Wald

Die erste Aufnahme enstand in der Nähe vom Ebnisee im Wald. Das Bild enstandt mit dem 14 mm Weitwinkel und Blende 4. Der Pilz wurde mit einer LED-Leuchte mit Orangefilter aufgehellt. Den Filter habe ich bewusst für einen wärmeren Farbton eingesetzt. Damit der Pilz von vorne bis hinten scharf abgebildet wird, wurde Focus Stacking mit 10 Einzelaufnahmen angewendet. Die Einzelbilder habe ich mit Helicon Focus Pro zu einem durchgängig scharfen Bild zusammengefügt.

Leider war das die einzig brauchbare Fotoausbeute bei dieser Wanderung. Viel Regen und verschlammte Waldwege erschwerten das Vorankommen. Und Pilze entdeckten wir leider nur wenige auf dieser nassen Wanderung.

Bei einer weiteren Wanderung zum Forellensprung, einem kleinen Wasserfall, war es komplett anders. Der Forellensprung liegt auch im Schwäbischen Wald in der Nähe zwischen Rudersberg und Welzheim.

Steinpilz im Wald
Steinpilz im Wald

Beim Aufstieg zum Forellensprung hatte ich das 14 mm Weitwinkel auf der Kamera. Ich war bereits an einigen Waldpassagen begeistert von den vielen Pilzen am Wegrand. Auch bei dieser Wanderung waren einge Wegebereiche schwer passierbar. Schlamm, durch Regen der letzten Tage, machten die Wanderung nicht sehr einfach. Auch den Steinpilz habe ich beim Aufstieg mit den 14 mm fotografiert. Eine leichte Aufhellung erfolgte mit einer LED-Leuchte. Durch das Weitwinkel erkennt man mit leichter Unschärfe auch noch gut den Wald im Hintergrund.

Birnenstäubling (Lycoperdon pyriforme) Pilze
Birnenstäubling (Lycoperdon pyriforme) Pilze

Zum direkten Vergleich mal ein Pilzmotiv, welches ich oben mit dem 14 mm Weitwinkel aufgenommen habe. 10 Einzelaufnahmen mit Focus Stacking aufgenommen und in Helicon Focus Pro zusammengerechnet.

Birnenstäubling Pilzgruppe Nahaufnahme
Birnenstäubling Pilzgruppe Nahaufnahme

Auf dem Rückweg vom Wasserfall kam das 80 mm Makroobjektiv zum Einsatz. Zum Verlgeich die Birnenstäublinge mit dem Makroobjektiv aufgenommen. 20 Einzelaufnahmen als Focus Stack. Der Hintergrund ist auf Grund der Brennweite und dem engeren Bildausschnitt völlig unscharf freigestellt.

Manche empfinden solch freigestellte Nahaufnahmen als schöner. Ich halte beide Aufnahmen für schön. Beim Weitwinkel ist das Umfeld für den Betrachter erkennbar. Beim Tele wird das Auge des Betrachters mehr auf das Objekt gelenkt. Beide Bilder haben unterschiedliche Aussagen. Weitwinkel zeigt den Wald mit Pilzen. Tele zeigt den Pilz als Hauptakteur. Was ist nun besser? Kommt darauf, welche Bildaussage man vermitteln möchte.

Violetter Lacktrichterling (Laccaria amethystina)
Violetter Lacktrichterling (Laccaria amethystina)

Zum Abschluß eine Makroaufnahme mit dem XF 80 mm von einem violetten Lacktrichterling, welcher aus dem Laub herausschaut. Wieder 20 Einzelaufnahmen als Focus Stack. Für mich waren diese Wanderungen mit gezielter Pilzsuche als Fotomotiv auch eine Testphase für verschiedene Nahaufnahmetechniken. Daraus konnte ich einige Erkenntnisse gewinnen.

Die Kameraschiene von Traumflieger ist sicherlich eine gute Idee. Für den praktischen Einsatz ist sie mir für die Pilzfotografie allerdings zu umständlich im Handling. Wobei ich hier wohl eher das Stativ als umständliche Handhabung nennen müsste. Oft ist im Bodenbereich eines Waldes irgend eine Pflanze, ein Stein oder eine Wurzel im Weg. Viel flexibler war ich mit einem Bohnensack. In Verbindung mit Focus Bracketing und schnellem Motor war das für mich die optimale Lösung. Unter optimal meine ich bedienerfreundlicher.

Von der optischen Qualität des XF 80 mm bin ich seit diesen Fototouren begeistert. Im Fotostudio konnte ich es bisher selten einsetzen. Dort nutze ich meist das XF 60 mm Makro. Das 80 mm kann ein Motiv leichter freistellen. Manche Aufnahmen misslangen beim Focus Stacking. Teilweise zu wenig Stacks. Teilweise nicht exakt auf den vordersten Motivbereich fokusiert. Aber dazu habe ich diese Wanderungen auch gemacht. Zum testen des XF 80 mm und seinen Möglichkeiten mit Focus Stacking.

Mit den Erkenntnissen und Ergebnissen bin ich sehr zufrieden. Einige Aufnahmen wurden für einen Test bereits sehr gut. Das erlernte Wissen kann ich nun für zukünftige Makro-Focus-Stacking-Aufnahmen gezielter einfließen lassen. Die Pilzfotografie ist mühsamer als ich es erwartet habe. Aber nur aus der totalen Froschperspektive bekommt man interessante Aufnahmen. Nur mit einer Aufhellung des Pilzes vermeidet man unschöne Schatten unter dem Pilz. Mit den paar Informationen und der passenden Ausrüstung kann man relativ einfach gute Pilzfotos umsetzen. Mein Rezept: Kamera + Makroobjektiv + Bohnensack + LED-Leuchte zum aufhellen. Je nach Brennweite und Größe des Pilzes sind 10 bis 60 Stacks für die Abbildung eines scharfen Pilzes erforderlich. Focus Stacking geht am einfachsten mit einer Kamera, welche dies bereits intergriert hat. Alternativen für andere Kameras sind motorische Einstellschlitten, welche programmiert werden können. Näheres werde ich darüber in einem sepraten Artikel über Focus Stacking schreiben.