Blitzen in der Makrofotografie

Fototechnik

Jeder der sich schon einmal mit der Makrofotografie beschäftigt hat, kennt diese Situation. Man ist nah genug an ein Motive heran gekommen. Nun möchte man noch abblenden um eine größere Schärfentiefe zu bekommen. Das Licht reicht dafür aber nicht aus.

Man muss sich entscheiden. Blende weit auf lassen und sehr geringe Schärfentiefe. Im schlimmsten Fall liegt die Schärfe daneben. Nicht da wo man sie haben möchte. Die ISO hochdrehen. Das führt schnell zu Bildrauschen. Die Fotos sehen nun grieselig aus. Auch nicht die beste Lösung.

Eine künstliche Lichtquelle? Ein Elektronenblitzgerät? Manche Kameras haben ein kleines Blitzgerät bereits eingebaut. Das ist allerdings meist nicht für Makroaufnahmen zu gebrauchen. Sobald man nahe an ein Motiv geht, wird das Objektiv in den meisten Fällen einen Schatten werfen. Der Blitz leuchtet oft nicht das Motiv in Nahbereich aus.

Hier hilft nur entfesseltes blitzen. Beim Blitzen in der Makrofotografie kommt es auf das Motiv und die Location an. Motive die man im Fotostudio unter kontrollierten Bedingungen fotografieren kann sind der Optimalfall. Werbefotografie wird meist so geplant und umgesetzt. Will man aber im Freien kleine Tiere fotografieren, wird es schon schwieriger.

Sonnenlicht ist hell. Wäre das eine Lösung? Sonnenlicht hat vor allem um die Mittagszeit ein sehr hartes Licht. Auch ein kleines Insekt wirft harte Schatten. Abhilfe bringt da ein Diffuser, der über das Motiv gehalten wird und das Licht weicher macht. Ist man alleine auf der Fotopirsch, ist diese Methode nur schwer realisierbar. Ohne Assistenz geht das meist nicht. Und zwei Menschen erhöhen die Fluchtgefahr bei kleinen Tieren enorm.

Wir wäre es mit einem normalen TTL-Blitz? Der ist meist bereits vorhanden. Besser als gar kein Blitz. Auf der Kamera kann es allerdings auch zu Abschattungen kommen, da sich das Objektiv zwischen Blitz und Motiv befinden kann. Lieber den Blitz entfesseln. Mit einem Kabel oder Funkauslöser seitlich an der Kamera positonieren. Damit er nicht die volle Power raushaut, sollte die Blitzstärke reduzierbar sein. In der Praxis ist dies aber für viele Makroaufnahmen immer noch zu stark.

Für die Makrofotografie sind kleine schwache Blitzgeräte oft besser geeignet. Mit diesen kann man eine Lichtzange gestalten. Mit 2 oder 4 Blitzgeräten gleicher Bauart kann man mit dem Blitzlicht das Licht gestalten. Ein Haltesystem ist hier Grundvoraussetzung. Novoflex und andere Hersteller bieten hier unterschiedliche Systeme mit und ohne Blitz an.

Manche schwören auf einen Ringblitz. Die meisten dieser Blitzgeräte geben ein gleichmässiges Licht. Allerdings wirken Motive dadurch sehr flach und unnatürlich. Meinen Geschmack trifft solch ein Blitz nicht.

Nikon hat den Ringblitz abgewandelt und rechts und links einen kleinen Blitz im Makro-Blitz R1C1 gelöst. Beide Blitzgeräte kann man unterschiedlich in der Stärke einstellen und so mehr Plastizität in ein Motiv zaubern. Das ganze funktioniert per Infratot-Impuls kabellos. Mit über 700€ keine günstige aber perfekte Lösung!

Eine mögliche Alternative ist der Ringblitz Sigma EM-140 DG. Je nach Kamera-System kostet er ca. 380 -450€. Aber gibt ein Ringblitz nicht flaches Licht? Dieser nicht. Er besteht aus zwei Blitzröhren die man getrennt voneinander steuern kann. Man kann also die Lichtleistung unterschiedlich einstellen um so bessere Konturen in ein Motiv zu bringen. Leider ist er mit einem Spiralkabel verbunden. Das macht das Handling manchmal umständlich. Dennoch ist dieser steuerbare Ringblitz eine sehr gute Lösung mit gutem Preis- Leistungsverhältnis.

Im Vergleich dazu kostet ein Canon Ringblitz MR-14 EX ca. 700€. Oder die Blitzzange MT-24 EX Speedlite mit zwei Aufhellblitzen an der Seite. Ähnlich wie beim Nikon-Blitz. Allerdings mit Kabelanschluß darf man über 900€ bezahlen.

Ein System-Zangen-Blitz kostet je nach Hersteller über 700 – 900€.
Von Fremdherstellern bekommt man bereits für ca. 400€ ein sehr gutes Ringblitzgerät mit zwei einstellbaren Blitzröhren.
Von Nissin gibt es auch ein Ringblitzgerät für ca. 250€. Wenn es um Dokumentationen wie das Abfotografieren von Briefmarken oder medizinische Dokumentationen geht, sicherlich ein günstige Alternative. Die noch günstigeren Ringblitzgeräte aus China können da bisher weder in Verarbeitungsqualität noch Farbtemperatur mit den teureren mithalten.

Eine gute Alternative ist eine selber gebaute Lichtzange aus 2-4 kleinen Sklaven-Blitzen. Dazu eine Blitzschiene. Je nach eigener Kreativität ist solch ein System ab 200€ aufwärts erhältlich. Auch abhängig wie kreativ die eigenen Heimwerk-Qualitäten sind.

Zum Beispiel 2 Godox Blitzgeräte TT350. Diese gibt es für verschiedene Kamerasysteme. Passend dazu einen kabllosen Fernauslöser X1T, welcher die Blitzgeräte kabellos ansteuern kann. Man kann die Lichtmenge über den Fernauslöser steuern. Um mit Licht ein Objekt besser modulieren zu können wird ein Blitz etwas schwächer in der Blitzleistung eingestellt. Am besten ist das Blitzen im Nahbereich mit manueller Einstellung. Dafür braucht man zwar etwas Erfahrung. Dafür hat man die volle Kontrolle über das eingesetzte Licht. Fotografie ist ja bekanntlich mit Licht malen.

Die Blitzschiene von Walimex bietet zwei Ausleger für zwei Blitzgeräte. So kann man diese Blitzschiene für ein Zangenlicht von recht und links vom Motiv sehr gut einsetzen. Bei Novoflex hat man wieder ein modulares Sytem. Benötigt wird eine X-Basis, welche unter der Kamera am Stativgewinde montiert wird. Dazu werden zwei MARM flexible Arme mit je einem Blitzschuh am Ende benötigt. MARM ist ein flexibler Metallarm. Sehr robust und dennoch flexibel und platzsparend. Teurer aber robuster als die Walimex Blitzschiene.

Ich bin inzwischen ein Fan vom Godox-Blitzsystem. Godox hat ein geschlossenes Blitzsystem. Das bedeutet, daß man mit einer Fernbedienung alle kompatiblen Godox-Blitze kabellos einstellen und auslösen kann. Voraussetzung ist, daß der Fernauslöser und die Blitze passend zum Kamerasystem ausgewählt wurden. Es gibt einfache bis sehr starke Elektronenblitzgeräte. Darüber hinaus gibt es verschiedene Ausführungen an Studioblitzgeräten. Mit und ohne Akku. Mit traditioneller Blitzleuchte als auch mit LED-Licht. Das Preis- Leistungsverhältnis ist meist sehr gut.

Damit das Blitzlicht weicher wird, kann ein angepasster Joghurtbecher oder anderes diffuses Material dienen. Diese wird wie ein Tubus vor dem Objektiv fixiert. Der Diffuser wird zwischen Blitz und Motiv positioniert.